Anreize werden in vielen Betrieben zur Verbesserung von Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten bei der Arbeit gewährt und gehören somit zur ökonomischen Praxis. Insbesondere angesichts des Umstandes, dass viele Betriebe in den vergangenen Jahren umfangreiche technische und organisatorische Maßnahmen getroffen und sich demzufolge die Unfallzahlen auf einem niedrigen Niveau eingependelt haben, stellt sich die Frage, welche Maßnahmen seitens des Betriebes getroffen werden müssen, um das persönliche Verhalten in Bezug auf die Sicherheit und den Gesundheitsschutz nachhaltig zu beeinflussen. Unfälle zeigen auf, dass immer wieder Schwachstellen im Bereich Technik, Organisation und persönlichem Verhalten zu Unfällen im Arbeitssystem führen. In vielen Fällen ist die Offenlegung und Beseitigung technischer und organisatorischer Mängel im Betrieb strukturell einfacher, als verhaltensbedingte Fehler während betrieblicher Arbeitsabläufe aufzudecken. Ein wichtiger Ansatzpunkt für eine vom Betrieb angestrebte Verhaltensänderung ist die Motivation der Beschäftigten. Ein Blick in die unterschiedlichen Motivationstheorien zeigt, dass die Beschäftigten grundsätzlich die für Arbeitsprozesse erforderliche Motivation aufweisen, jedoch oft nicht die vom Arbeitgeber gewünschte Motivation für Sicherheit und Gesundheit. Beeinflusst wird das menschliche Verhalten generell durch individuelle Motive und Ziele. Die Beschäftigten sind erst einmal bestrebt, ihre eigenen Ziele, Interessen und Lebensprioritäten zu verwirklichen. Der Arbeitgeber muss eine Verbindung zwischen der inneren Motivation der Beschäftigten sowie deren Interessen und den betrieblichen Zielen bezüglich Sicherheit und Gesundheit herstellen. Hierzu ist es notwendig, die individuellen und Gruppen-Bedürfnisse der Beschäftigten zu kennen, um entsprechende Anreize im Alltag und in Form eines Anreizsystems zu kreieren, die dafür sorgen, dass die Sicherheits- und Gesundheitsperformance innerhalb eines Betriebes langfristig steigt. Führung, Kommunikation, Qualifikation und formelle Methoden wie Anreizsystem sind dabei Steuerungsgrößen im Betrieb, um langfristig sicheres und gesundheitsbewusstes Verhalten zu fördern. Indikator für Ausrichtung des Arbeitsschutzes ist die vorherrschende betriebliche Sicherheitskultur. Aus ihr lassen sich entsprechende Anforderungen für die Verbesserung der Sicherheitsperformance und Gesundheitsförderung und somit auch an die Anreizsysteme ableiten.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich daher mit der Frage, wie ein betriebliches Anreizsystem unter Berücksichtigung wichtiger Faktoren und Strukturen gestaltet sein sollte, damit sich die Sicherheits- und Gesundheitsperformance im Betrieb verbessert und Vorgesetzte und Beschäftigte langfristig für das Thema Sicherheit und Gesundheit motiviert werden können.
Während sich technische und organisatorische Strukturen durch Konzepte und Veränderungsprozesse anstoßen und bestimmen lassen, erweist sich menschliches Denken und Handeln nur sehr schwer steuer- und beeinflussbar. Menschliches Denken und Handeln lässt sich auch nicht von der Technik und Organisation separieren, sondern muss immer als Gesamtheit betrachtet werden.
Hierzu wird im ersten Teil der Arbeit auf die theoretischen Grundlagen von Motivation, Lernen bzw. Verhaltensbeeinflussung und Anreizsysteme thematisch eingegangen sowie die für die Konzeption erforderlichen rechtlichen, wirtschaftlichen und betrieblichen Anforderungen. Der zweite Teil diskutiert Steuerungsgrößen und Grundlagen für die Planung und Einführung von Anreizsystemen zur Verbesserung der Sicherheitsperformance. Im letzten Teil der Arbeit werden Möglichkeiten der betrieblichen Umsetzung von Anreizsystemen für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit dargestellt und aufgezeigt, unter welchen Voraussetzungen Anreizsysteme eine nützliche Rolle bei der Sicherheits- und Gesundheitsarbeit darstellen können.