Im Rahmen der Dissertation: "Untersuchungen zum langfristigen Verhalten von Siedlungsabfalldeponien" wurden die Überwachungsdaten von 76 bereits verfüllten Deponien aus den siebziger bis neunziger Jahren ausgewertet. Das Ziel war die auf realen Daten beruhende qualitative Prognose der Nachsorgephase für Deponien und die Abschätzung ihrer Dauer unter unterschiedlichen Voraussetzungen. Bisher waren allgemeingültige Aussagen über das Deponieverhalten lediglich unter Zuhilfenahme von Laborversuchen möglich.
Anhand der ausgewerteten Sickerwasserqualitätsdaten konnte gezeigt werden, dass der am schwierigsten zu prognostizierende Parameter der Stickstoff ist. Er weist im Gegensatz zu Parametern, wie dem CSB, ein unstetes Verhalten gegenüber der Zeit auf. Die bisher immer als ausschlaggebend geltenden Schwermetalle spielten bei den untersuchten Deponien auf Grund ihres vom pH-Wert abhängigen Löslichkeitsverhaltens keine Rolle für die Dauer der Nachsorge. Insgesamt wurden unter Zugrundelegung des Anhangs 51 der Rahmen-AbwasserVwV Nachsorgezeiträume für die untersuchten Deponien von bis zu mehreren Jahrhunderten prognostiziert.
Die insgesamt über geologische Zeiträume prognostizierten eluierbaren Emissionen wurden für die Parameter sehr unterschiedlich bewertet. Die höchsten wurden vom Parameter CSB erzielt, die geringsten von den Schwermetallen.
Die erfassbaren Gasmengen konnten anhand zahlreicher Gasmengenverläufe der untersuchten Deponien dargestellt werden. Hierbei zeigte sich, dass nach Abschluß der Deponie die Mengen jeweils relativ schnell rückläufig waren. Im Mittel betrug die Halbwertszeit nach dem Abschluß der Deponie ca. 4 Jahre. Anhand der Berechnung der Vertrauensbereiche kann davon ausgegangen werden, dass eine aktive Entgasung des Deponiekörpers über den Zeitraum von 30 Jahren nicht mehr erforderlich sein wird.
Zum Vergleich und zur Beurteilung der insgesamt aus einer Modelldeponie auf dem Sickerwasserpfad ausgetragenen Frachten wurden fiktive, durch kommunales Abwasser verursachte Emissionen berechnet und als Referenzwerte herangezogen. Die größten Schwierigkeiten stellten die unterschiedlich langen Emissionszeiträume dar. Während kommunales Abwasser durch Exfiltration aus der Kanalisation und als geklärtes Abwasser ungleich höhere Frachten erzielte als eine vergleichbare Modelldeponie, war die Dauer dieser Emissionen zeitlich stark begrenzt, wohingegen sich der Emissionsaustrag aus der Deponie sich auf Jahrzehnte und Jahrhunderte verteilte. Die langfristigen in geologischen Zeiträumen eluierbaren Frachten der Modelldeponie besaßen hingegen im Vergleich zu anderen anthropogenen Verursachern, wie z. B. Einträge aus der Atmosphäre, kein Umweltrelevanz mehr.
Aus diesen Überlegungen wurde die Forderung abgeleitet, dass ein kontrollierter und möglich umfassender Frachtenaustrag aus der Deponie in einem überschaubaren Zeitraum notwendig ist. Hierbei wurde vorgeschlagen, dass die Nachsorge für die Betreiber in jedem Falle nach 100 Jahren abgeschlossen sein sollte, da eine unendliche Nachsorgedauer wahrscheinlich nicht verfassungskonform ist. Etwaige nach diesem Zeitpunkt noch anfallende Sanierungsmaßnahmen können teilweise durch eine vom Betreiber zu zahlende Sicherheitsleistung an den rechtlichen Nachfolger abgedeckt werden. Die übrigen Kosten müssen durch die Allgemeinheit getragen werden.
Insgesamt wird durch den erarbeiteten Maßnahmenkatalog gewährleistet, dass die Deponien im Zeitraum der höchsten jährlichen Emissionen einer kontinuierlichen Überwachung unterliegen und – falls notwendig – eine Reparatur ihrer technischen Anlagen und eine Intensivierung ihres Frachtenaustrages erfahren. Die Kosten sind vom Betreiber zu übernehmen.