Ziel dieser Dissertation ist es, die Entwicklung der Lederverarbeitungsindustrie in Äthiopien unter dem Aspekt der Ausbildung von Facharbeitskräften zu untersuchen. Die Analyse der Eigenschaften des Herstellungsprozesses, der angewandten Technologien sowie des Levels an arbeitsplatzbezogener Kompetenz der Facharbeiter dient hierbei als Begründung, wie hoch der Einfluss dieser Faktoren auf die Produktivität der Branche ist. Im Einzelnen beschäftigt sich die Forschung mit den Voraussetzungen für die technische Qualifizierung der Facharbeitskräfte. Hierbei wurden arbeitsplatzspezifische und branchenspezifische Arbeitsverhaltensweisen definiert und ein Model zur Minimalqualifizierung in dem Subsektor der Lederverarbeitungsbranche entwickelt.
Um die notwendigen Daten und Informationen von repräsentativen Unternehmen der Lederverarbeitungsindustrie zu erhalten, wurden sowohl qualitative als auch quantitative Forschungsmethoden genutzt. Die Methode der geschichteten Zufallsstichprobe wurde hierbei angewandt, um die ausgewählten Produktlinien sowie alle Arbeitskraftebenen anzusprechen. Es wurden hierbei 16 Unternehmen mit den unterschiedlichsten Größen, Sparten und Unternehmensorganisationsformen ausgewählt. Verschiedenste Varianten von semistrukturierten Fragebögen sowie Interviewleitfäden wurden als Hauptinstrument genutzt, um die konkrete Arbeitsprozessanalyse zu unterstützen.
Die Forschung wird auf der Basis der etabliertern Methoden von der Berufsbildungsforschung von Felix Rauner und Rupert Maclean (2008) durchgeführt. Es beabsichtigt, diese international anerkannte Schwerpunkte der Berufsschulen zu nutzen, um branchenspezifische Berufausbildungprogramme zu entwickeln. Genauer gesagt, hat die Forschung nicht die Absicht, grundlegende pädagogische Theorien zu schaffen und grundlegende Forschungsmethoden zu entwickeln. Es versucht vielmehr, die verschiedenen Funktionen des weltweit anerkannten Methoden wie sie stark genug sind zu verwenden, um eine Idee wie man die Methoden der Berufsforschung übertragen can. Darüber hinaus hat der Autor nicht daran interessiert, neue Formen der wissenschaftlichen Arbeit an den Forschungsergebnis entwickeln zu lassen. Die empirischen Ergebnisse werden verwendet, um nicht zu immaginieren, aber fast realistischen Plan von der Berufausbildungssystem in diesem speziellen Sektor zu reformieren und um zu zeigen wie es gute Praxis in Äthiopien sein can.
Basierend auf der empirischen Studie sowie der detaillierten Arbeitsprozessanalyse wurden die Forschungsergebnisse formuliert und dargelegt. Die Ergebnisse zeigen, dass es in der aktuellen Ausbildungssituation hoch präskriptive Programme gibt, welche weder eine Kostendeckung vorweisen können, noch den Ansprüchen des Marktes gerecht werden. Dies deutet darauf hin, dass die Ausbildung und die bildungstechnischen Voraussetzungen durch die sich wandelnden Technologien, die unterschiedlichen Demographien der Facharbeitskräfte, die sich verändernden organisatorischen Kontexte sowie weitere Entwicklungen einen hohen Effekt auf die effektive Gestaltung von Bildungs- und Ausbildungssystemen haben.
Eine der Hauptimplikationen ist die, dass die politischen Entscheidungsträger und betroffenen Interessensgruppen einen realistischeren Ansatz zur Entwicklung einer kompetenten Facharbeitskraft in diesem Subsektor benötigen. Die Entwicklung und Verbreitung von branchenspezifischer beruflicher Bildung und Ausbildung (Vocational Education and Training [VET]), basierend auf den eigentlichen Arbeitsprozessanalysen und einer Einbettung in die notwendigen Rechtsrahmen, ist ein unmittelbarer positiver Eingriff, um die Produktivität des Subsektors zu steigern.
Die Forschung erstreckt sich des Weiteren darauf, wie arbeitsprozessorientierte und berufsbegleitende Bildung/Weiterbildung entwickelt und akkreditiert werden können und wie durch Lernen am Arbeitsplatz technische Fähigkeiten und arbeitsplatzspezifische Kompetenzen von bereits qualifizierten Auszubildenden gesteigert werden sowie Facharbeitskräfte im Betrieb gehalten werden können. Dies soll durch ein speziell entwickeltes betriebsinternes VET-Modell realisiert werden. Die Arbeit beleuchtet den Einfluss der VET-Lehrerausbildung auf die kompetenzorientierte Arbeitskraftentwicklung und hebt gleichzeitig die betriebsinternen VET-Lehrerausbildungsstrategien des Subsektors hervor.
Schlussfolgernd lässt sich die Arbeit so zusammenfassen, dass ein Fokus auf die Arbeitsaufgabe an sich sowie eine Kompetenzorientierung etabliert werden müssen, um die Produktivität und die globale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in der Lederverarbeitungsindustrie nachhaltig zu steigern.