Das Cryogene Infrarot Spektrometer und Teleskope für die Atmosphäre (CRISTA) Satelliten-Instrument hat während seiner zweiten Mission im August 1997 Limb Strahlungsdichten in der oberen Troposphäre gemessen. Es wurde ein neuer Retrieval-Algorithmus entwickelt, um Wasserdampf-Konzentrationen in der oberen Troposphäre/unteren Stratosphäre abzuleiten. Der Algorithmus verwendet eine schwache Linie nahe 12,7 µm und leitet zum ersten mal H₂O in der oberen Troposphäre aus Messungen im mittleren Infrarot ab. Wolken beeinflussen das Retrieval nachteilig und werden durch einen einfachen Wolkenindex identifiziert (Verhältnis von gemessenen Strahlungsdichten an geeigneten Wellenlängen). Das Retrieval liefert einen dreidimensionalen, globalen H₂O-Datensatz mit guter vertikaler Auflösung (2 km vertikale Schrittweite und 1,5 km vertikales Gesichtsfeld) und eine bisher unerreichte horizontale Auflösung (250km · 600 km). Es wurde ein systematischer Gesamtfehler von 21% für die H₂O-Mischungsverhältnisse abgeschätzt, der durch die Unsicherheit der verwendeten Linienparameter dominiert ist. Der statistische Gesamtfehler beträgt für Mischungsverhältnisse größer als 10 ppmv 8% und für Mischungsverhältnisse kleiner als 10 ppmv 23%. Die Ergebnisse wurden durch präzise, gleichzeitige in-situ Messungen des FISH-Instrumentes an Bord eines Flugzeugs validiert. Beide Messungen stimmen innerhalb von 10% überein und zeigen im Vergleich zum abgeschätzten systematischen Fehler eine viel bessere Übereinstimmung. Vergleiche mit gleichzeitigen Satelliten-Messungen (MLS, SAGE II) bestätigen ebenfalls klar, dass der Algorithmus zuverlässige Ergebnisse liefert.
Die Transporte in der Tropopausenregion sind derzeit nicht gut verstanden, was teilweise durch das Fehlen genauer Messungen mit adäquater räumlicher und zeitlicher Überdeckung bedingt ist. Der CRISTA H₂O-Datensatz ermöglicht die Identifizierung kohärenter dynamischer Strukturen im Tropopausenbereich, die räumliche Ausmaße von wenigen hundert Kilometern besitzen. Der Wasserdampf nahe der Tropopause ist durch seine hohe Variabilität gekennzeichnet, die teilweise durch den starken vertikalen Gradienten der H₂O-Konzentration in der Troposphäre zustande kommt. Die Variabilität wird in dieser Arbeit auf räumlichen Skalen von 250 km bis 1000 km und auf Zeitskalen von einigen Minuten bis Tagen quantifiziert. Die H₂O Ergebnisse werden unter Verwendung des Transport-Codes des NCAR ROSE Modells assimiliert. Die resultierenden synoptischen Karten zeigen ein häufiges Auftreten von zungenförmigen dynamischen Strukturen, die bidirektionale meridionale Transporte andeuten und möglicherweise Troposphären-Stratosphären-Austausch beinhalten. Meridionale turbulente Flüsse, die aus den assimilierten Wasserdampf-Daten berechnet wurden, zeigen Transportbarrieren an ähnlichen Stellen, wie sie aus einer Analyse der "effektiven Diffusivität" ermittelt wurden. Die Standardabweichungen von H₂O deuten einen interhemisphärischen Transport an, der in einer etwas größeren Höhe stattfindet, nämlich in der unteren tropischen Stratosphäre, als dies die Analyse der effektiven Diffusivität ergibt.