Go to page

Bibliographic Metadata

Restriction-Information
 The document is publicly available on the WWW
Links
Abstract

Das moralische Gesetz steht im Mittelpunkt der kantischen Ethik und soll

helfen, Handlungen nach ihrem moralischen Wert zu beurteilen. Fragt man

nach der Wirkung, die dieses Gesetz auf das Gefühl des Menschen hat, denkt

man meist zuerst an die Achtung, die angesichts des in der eigenen

Vernunft gründenden moralischen Gesetzes im Menschen entsteht. Kant

thematisiert dieses besondere Gefühl bekanntlich schon in der Grundlegung

zur Metaphysik der Sitten, jedoch fallen seine diesbezüglichen Bemerkungen

hier verhältnismäßig kurz aus. In der Kritik der praktischen Vernunft

(KpV) hingegen stellt Kant eine ausführliche Theorie der Achtung als

Wirkung des moralischen Gesetzes auf den Menschen vor: Das berühmte

Triebfeder-Kapitel ergründet, welche Wirkung das Bewusstsein des

Sittengesetzes im sinnlich-vernünftigen Wesen Mensch auslöst. Folgt man

nun Kants Ausführungen zur Achtung in der KpV, wird allerdings bald

deutlich, dass die Achtung nicht die einzige Wirkung des Bewusstseins des

moralischen Gesetzes auf das Gefühl des Menschen ist. Es gibt, so Kant,

eine zweite Seite der Wirkung des moralischen Gesetzes, die "negativ" ist:

Das moralische Gesetz wirkt auf den Menschen, so betont Kant, auch als

"Schmerz" bzw. "Demütigung". Doch was hiermit genau gemeint ist, ist

keineswegs klar, und man muss sich fragen, was genau für Kant der Begriff

der Demütigung bedeutet. Wodurch wird diese Demütigung veranlasst? Wie ist

es möglich, dass das moralische Gesetz den Menschen gleichzeitig mit

Achtung erfüllt und demütigt? Und wie ist überhaupt das Verhältnis von

Demütigung und Achtung zu denken? Es scheint lohnend, diese Fragen zu

beantworten und den Kantischen Begriff der Demütigung genauer zu

analysieren - nicht zuletzt, weil er für die Beschreibung des

Verhältnisses von Mensch und moralischem Gesetz und somit für das

Selbstverständnis des Menschen von zentraler Bedeutung ist.

In der hier vorliegenden Arbeit soll es nun in erster Linie darum gehen,

die komplexe, aus negativen und positiven Aspekten zusammengesetzte

Wirkung, die das Sittengesetz auf die Sinnlichkeit des Menschen ausübt, zu

ergründen und vor allem Kants in der KpV entwickeltes Verständnis der

Demütigung zu beleuchten: In Kapitel 2 dieser Arbeit werde ich zunächst

Grundlegendes zu Subjekt und Objekt der Demütigung sagen sowie einen

kurzen Ausblick auf die Entstehung der Demütigung geben. Kapitel 3 wird

auf die verschiedenen Arten der Selbstsucht eingehen, die für das

Verständnis der Demütigung eine wichtige Rolle spielen. Im Anschluss wird

in Kapitel 4 der Grund der Demütigung - ein Vergleich - genauer

betrachtet, und es wird erörtert, was mit den verschiedenen Formen der

Selbstsucht angesichts des Bewusstseins des moralischen Gesetzes

geschieht. Nach weiteren allgemeinen Überlegungen zur Demütigung wird in

Kapitel 5 die Frage nach dem Verhältnis von Demütigung und Achtung

gestellt. Kapitel 6 wird einen Blick auf die relevante Sekundärliteratur

werfen und zeigen, dass die Thematik der Kantischen Demütigung hier nicht

ausreichend beachtet wurde. Die Arbeit wird in Kapitel 7 mit einem Resümee

beendet.

Stats